Die Bedeutung der Flurnamen
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- Kategorie: Rund um die Landkarte
Flurnamen - Spiegel der Geschichte
"Ein Flurname ist die namentliche Bezeichnung eines kleinräumigen Landschaftsteils ohne Häuser. Flurnamen kennzeichnen die kleineren und kleinsten geografischen Einheiten, wie Berge und Gipfel, Täler, Wälder, Weiden, Wiesen, Ackerland und Auen, Wege, Gewanne, Fluren bis hin zu einzelnen Parzellen. Flurnamen sind überlieferte geografische Namen (Lokalnamen), die sich im örtlichen Sprachgebrauch entwickelt haben. (...) Flurnamen sind und waren vor allem Gebrauchsnamen. Sie sind in der Regel nur innerhalb einer Stadt oder eines Dorfes bekannt." (Aus: Wikipedia).
Die Bevölkerung brauchte sie zur genauen Orientierung!
In den Flurnamen spiegeln sich alle historischen und sprachlichen Entwicklungen wider. Heute verlieren sie immer stärker an Bedeutung. Mit dem Zerfall der traditionellen bäuerlichen Strukturen geraten sie immer mehr in Vergessenheit. Manche halten sich jedoch bis heute. Der "Konjak", die "Studena", beim "Horni" sind Begriffe, die weiterhin zur Orientierung dienen, ob beim Schifahren, beim Mountainbiken, beim Schwammerlsuchen oder beim Heueinbringen. So mancher versteht nur die Bedeutung nicht mehr
Weil Flurnamen eine bedeutende kulturelle Überlieferung darstellen, haben wir diese Karte erstellt.
Flur- und Hofnamen: Unsichtbare Geschichte
Die Karte, die wir hier präsentieren, ist von besonderer Art. Sie versammelt ein reichhaltiges Spracherbe, das durch Jahrhunderte gewachsen ist und sich in slowenischen Flur-, Gebiets- und Hofnamen niedergeschlagen hat. Sie ist gleichsam ein Namensmuseum, dessen Exponate erst dem Vergessen entrissen werden mussten.
Diese Aufgabe hat Jozi Pack, geboren beim Krznar (= Kürschner) auf dem Plöschenberg/ Plešivec und engagierter Sänger und vormaliger Kulturvereinsobmann in Köttmannsdorf, übernommen und die großteils nirgendwo schriftlich festgehaltenen Namen in jahrelanger unermüdlicher Arbeit zusammengetragen. Eine ganze Reihe von Helfern hat ihn dabei unterstützt, diese unsichtbare Geschichte sichtbar zu machen.
Für den Autor dieser Sammlung und alle Mitarbeiter des Slowenischen Kulturvereins "Gorjanci" war es eine Herzensangelegenheit, diese Karte zu erstellen und in einer handlichen Form zu veröffentlichen.
Für die slowenischsprachigen Menschen in diesem Raum ist es sehr bedeutsam, den reichen Wortschatz, der sich in den Flur- und Hofnamen spiegelt, neu zu erleben. Für viele ist es ein Aufarbeiten beinahe vergessener Worte, ein Wiedererkennen von Bedeutungen und Erinnern an Lebenssituationen, die beim Lesen vor das geistige Auge treten. Für die Jungen gibt es eine kleine neue Welt zu entdecken.
In unserem zweisprachigen Raum war Jahrhunderte lang das geschriebene Wort meist deutsch, das slowenische Wort hingegen lebte überwiegend in gesprochener mundartlicher Form. Daraus ergab sich und erhielt sich bis heute ein historisch bedingtes Gefälle der Über- und Unterordnung. Aus dieser Sicht ist die Herausgabe der Karte eine Notwendigkeit.
Man muss sich vergegenwärtigen, dass vor ca. 130 Jahren, nämlich 1880, von 1454 Köttmannsdorfer Bürgern ganze 63 Deutsch als Umgangssprache benutzt haben, heute hingegen sind die Verhältnisse fast umgekehrt. Zur Erhaltung der slowenischen Sprache sind Anstrengungen notwendig. Auch diese Karte ist ein Teil davon.
Die Erfassung der Flurnamen für die vorliegende Landkarte (auch in gedruckter Form als Wanderkarte erhältlich), erfolgte in der slowenischen Mundart, denn nur so sind sie authentisch: Die Begriffe leben mündlich und werden mündlich weitergegeben! Es sind sprachliche und kulturelle Kostbarkeiten, die unseren älteren Mitbewohnern am stärksten in Erinnerung sind.
Für die Leserinnen und Leser wird die fonetische Schreibweise der Mundart, so sind wir überzeugt, kaum ein Problem darstellen! Sicher haben sie einiges irgendwie sowieso im Ohr. Um Bedeutung und Ursprung zu verdeutlichen, haben wir einige Namen sowohl in slowenischer Mundart als auch in slowenischer und deutscher Schriftsprache festgehalten.
Ich denke, die Zeit ist reif für eine offene Aufnahme unserer Karte jenseits enger nationalistischer Betrachtungen. Wir freuen uns auf Gespräche beim Wiederentdecken alter Namen, beim Kennenlernen bodenständigen Kulturgutes. Vielleicht ist es sogar ein Anstoß zum (Wieder-)Erlernen der Nachbarsprache.
Unser Werk ist keine wissenschaftliche Abhandlung, es ist ein Werk von Amateuren im ursprünglichen Sinn des Wortes: von Liebhabern. Es ist aus Lebensfreude entstanden und es soll neugierig machen.
Vinko Wieser,
Obmann des Slowenischen Kulturvereins Gorjanci Köttmannsdorf
Tschachoritsch, im September2008