Geologische Exkursion durch Eisenkappel 15.10 2016
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Von Mineralwasserquellen zu Vulkanen entlang der Periadriatischen Naht-
Eine geologische Exkursion nach Eisenkappel und Oberseeland
Trotz schlechten Wetters machten wir uns am Samstag, den 15. Oktober, früh am Morgen auf den Weg nach Eisenkappel zu einer geologische Exkursion unter der Leitung von Dr. Jochen Schlamberger,...
Bilder: V.W. & B.Ž.
...dem Leiter der Abteilung für Geologie und Gewässermonitoring des Landes Kärnten. Die Gegend rund um Eisenkappel ist aus geologischer und erdgeschichtlicher Sicht äußerst interessant, da dort viele Störungszonen entlang der sogenannten „Periadriatischen Naht“ verlaufen.
Die erste Station führte uns aufgrund der eher widrigen Wetterbedingungen in das Infozentrum des Geoparks Karawanken/Karavanke in Eisenkappel. Dieser entstand durch die Kooperation einiger slowenischer und österreichischer Gemeinden von Zell/Sele bis zum Mießtal/Mežica. Diese „Welt der Geologie“, wie das Infozentrum auch genannt wird, bietet interessierten Besuchern einen tiefen Einblick in die erdgeschichtliche Vergangenheit der Region rund um den Geopark. Wo sich heute schroffe Gebirgszüge entlang der südlichen Landesgrenze erstrecken, gab es vor etwa 1 Milliarde Jahren ein Schelfmeer. Schalen von Muscheln, Korallen, Seeigeln, Ammoniten und anderen Meeresbewohnern aus dieser Zeit, bildeten dicke Sedimentschichten und wurden infolge der Plattentektonik zum Gebirge aufgefaltet. Fossile Reste dieser Tiere findet man heute in vielen Gesteinsschichten in den Karawanken. Es wird verdeutlicht, dass die imposanten Gebirgszüge der Kalkalpen nichts anderes sind, als abgestorbene und infolge einer Metamorphose zur Kalkstein umgewandelte Schalenreste Urzeitlicher Meerestiere. Das Infozentrum biete neben einigen schönen Fundstücken, die allesamt angefasst werden dürfen, auch einige interaktive Karten sowie modernes Bildmaterial in Form von Videos. Spannend ist auch eine „Geologischen Uhr“, die die Erdgeschichte virtuell in 12 Stunden aufteilt. Dass der moderne Mensch erst in der letzten Sekunde in Erscheinung tritt, lässt erst die extremen Maßstäbe dieser Skala, die sich über sehr große Zeiträume erstreckt, erahnen.
Nachdem wir einige Milliarden Jahre an Erdgeschichte in etwa 2 Stunden erkundet hatten und sich das Wetter trotzdem noch nicht bessern wollte, wurde das Mittagessen vorverlegt und wir fuhren nach Oberseeland/Jezersko. Dieses vor allem bei Schönwetter landschaftlich sehr reizvolle Tal wurde in der letzten Eiszeit geformt und bildet eine Hochebene auf etwa 900 m Seehöhe, umsäumt von steil abbrechenden Gebirgszügen der Steiner Alpen im Süden und den eher sanften Südflanken der Karawanken im Norden. Noch vor einigen hundert Jahren war das Tal von einem ausgedehnten See geflutet, worauf der heutige Name noch hinweist.
Nach dem Mittagessen hatte der Regen endlich aufgehört und wir machten kurz halt bei einer natürlichen Mineralwasserquelle auf slowenischer Seite. Diese sind in dieser Gegend keine Seltenheit und entstehen durch CO2, dass aus tiefen Gesteinsschichten hervorsteigt und sich in Wasser löst. Der Anteil an Kohlensäure ist verglichen zu handelsüblichen Mineralwässern, die nachträglich versetzt werden, gering. Trotzdem heben sie sich geschmacklich deutlich von reinem Quellwasser ab. Die Kohlensäure bewirkt, dass sich deutlich mehr Mineralstoffe aus dem Gestein lösen als dies bei gewöhnlichem Quellwasser der Fall ist.
Ein weiteres Beispiel sind die „Muri“ Quellen auf österreichischer Seite, die den nächsten Punkt auf unserer Reise darstellten. Unter dem Seebergsattel, in der Nähe der Abzweigung zum Paulitschsattel, führt ein kurzer Fußweg von wenigen Minuten zu den Quellen. Schon der durchwegs mit einem roten Belag überzogene Schiefer im angrenzenden Bachbett deutet auf den hohen Eisengehalt dieser Gegend hin. Mutig durfte das Wasser degustiert werden, doch der Geschmack wurde recht ambivalent aufgefasst und die Beurteilung reichte von „Interessant“ bis hin zu „Pfui, wie rostige Nägel“. Es handelt sich bei diesem Wasser um einen offiziell als Heilquelle anerkannten Magnesium-Kalzium-Eisen-Hydrogenkarbonat-Säuerling. Das gelöste Eisen ist sogar geeignet für therapeutische Zwecke und kann erhöhten Bedarf im Blut gut abdecken. Wie so oft im Leben schmeckt nicht alles gut, was gesund ist.
Nachdem der Durst weitestgehend gestillt und etwaiger Eisenmangel behoben war, machten wir uns auf zur nächsten Station, die sich im Remschenik-Graben befindet. Dort entlang verläuft die bereits erwähnte Periadriatische Naht. Diese heute nicht mehr aktive Störung bildet die Grenze zwischen der eurasischen und der adriatischen Kontinentalplatte und trennt auch die Südalpen von den Ostalpen. Geologisch äußert sich dies durch einen Wechsel von Gesteinsschichten innerhalb von nur wenigen Metern. Exakt am Ort der Störung findet sich der sogenannte Tonalit, ein magmatisches Gestein, dass vom Aufbau her auf den ersten Blick dem Granit ähnelt, jedoch deutlich basischer ist. Der Name leitet sich vom Tonalepass in Italien ab, der ebenfalls an der Periadriatischen Naht liegt. Generell treten Tonalite entlang von Subduktionslinien auf. Die Struktur ist grobkörnig und von hellen und dunklen Gesteinsanteilen durchzogen. Das Alter dieses Minerals wird auf etwa 30 Mio Jahre datiert und es entstand durch das Erstarren von heißem Magma.
Unser nächster Punkt auf dieser geologischen Exkursion führte uns zu einem Steinbruch nahe der trögerner Klamm. Hier befindet sich eine weitere geologische Besonderheit: ein vor hunderten Millionen Jahren unter Wasser erstarrter Vulkan. Davon Zeugen erstarrte, basaltische Pillowlawen, die sich durch ihr intensives Schwarzgrau vom in dieser Region üblichen hellen Kalkstein markant unterscheiden. Die basaltischen Laven wurden noch bis vor wenigen Jahren industriell abgebaut, allerdings musste der Steinbruch geschlossen werden, da der Abbau falsch durchgeführt worden war und größere Bergstürze befürchtet werden mussten.
Zuletzt machten wir noch kurz am Schaida-Sattel halt, wo Sonne und Nebel für eine eindrucksvolle Stimmung sorgten und einen letzten Blick auf die Periadriatische Naht zuließen, die auch die Gemeinde Zell in zwei Teile teilt. Ein sehr lehrreicher Tag ging damit für uns zu Ende, doch es wurde bereits nach Anregungen für eine weitere Exkursion gesucht. Wer weiß, vielleicht führt uns der nächste Ausflug nicht allzu weit weg, eventuell auch nur zu einem der Bäche entlang des Sattnitz Konglomerats. Denn angeblich kann man dort sogar Gold finden, wie kundige Geologen zu berichten wissen. Und vielleicht haben wir dann beim nächsten Mal ja auch mit dem Wetter mehr Glück.
i.m.